Gerade von einer Weltreise zurückgekommen, hat sich vor
Kurzem eine junge Frau mit der Frage an uns gewandt, wie sie denn nun ihren Weg
ins Berufsleben finden könne. „Was soll ich jetzt mit dieser großen Lücke im
Lebenslauf machen?“, wollte sie wissen.
Neue Wege gehen bereichert auch den Lebenslauf. Foto: Shutterstock |
Reisen heißt, neue Horizonte zu entdecken, es heißt, Distanz
zum bisherigen Weg zu gewinnen und sich neu zu orientieren. Reisen heißt lernen
und es heißt organisieren. Egal, ob mit dem Rucksack durch Vietnam,
Freiwilligenarbeit auf einer Farm in Argentinien oder ein Sprachaufenthalt in
einer WG in Paris: wer es wagt, sein gewohntes Umfeld für eine gewisse Zeit zu
verlassen, gewinnt dabei. Und dieser Gewinn kann im Lebenslauf durchaus erwähnt
werden.
Auf ihrer Reise durch Asien, Australien und Amerika hat die
junge Frau unendlich viele Erfahrungen gemacht. Sie hat ihr Englisch
verbessert, weil sie im ständigen Austausch mit anderen Reisenden war, sie hat
ein wenig spanisch gelernt, weil weder sie noch die anderen Reisenden in
Südamerika mit Englisch weit gekommen wären, sie hat gelernt, sich zu
organisieren, günstige Unterkünfte zu finden, immer rechtzeitig zu ihre
gebuchten Flügen und Bussen zu kommen, ihr Reisebudget sinnvoll zu rationieren,
sich zu vernetzen und schnell zu den
richtigen Informationen zu finden. Nicht zuletzt hat sie gelernt, mit sich zu
sein – mit ihren Gefühlen und Gedanken und fern von Freunden und Familie, die
sie bisher immer aufgefangen hatten. Sie ist offener geworden und hat gelernt,
wie unterschiedliche Menschen unterschiedliche Entscheidungen treffen und es
nicht nur gut oder böse, schön oder hässlich, klug oder dumm gibt.
Hätte sie sich nach ihrem Studium direkt auf Jobsuche
begeben, hätte sie diese Dinge nicht gelernt, andere – vielleicht sogar weniger.
Zumal sie dann einen großen unerfüllten Traum mit sich getragen hätte, der ihr
so nicht mehr im (Berufs-)Weg steht. Und genauso kann sie das auch ihrem zukünftigen
Arbeitgeber erklären.
Somancher stellt im Sand unter Palmen fest, dass er nicht fürs Büro gemacht ist. Foto: Shutterstock |
Für diejenigen, die im Zuge ihrer Reisen feststellen, dass
ein konventioneller Bürojob beispielsweise für sie nicht mehr in Frage kommen
wird (für viele wirkt der bisherige Alltag leer oder langweilig, wenn sie aus
der Distanz darauf zurücksehen), sprechen wir diese Empfehlung natürlich nicht
aus. Niemand sollte sich zu etwas zwingen, nur weil man denkt, es würde von
einem erwartet. Die nächste Möglichkeit herauszufinden, wie man seine
persönlichen Stärken bestmöglich einsetzen kann, bietet sich bestimmt. Denn
auch was Beschäftigung, Karriere und Arbeitswelt betrifft, stimmen die Worte
Franz Kafkas: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“
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