Mittwoch, 27. Februar 2013

Stéphane Hessel, 1917-2013

"Ich wünsche allen, jedem Einzelnen von euch
einen Grund zur Empörung. Das ist kostbar.
wenn man sich über etwas empört [...]"
"Empört Euch!" und "Engagiert Euch!" hießen die Essays des hochbetagten Stéphane Hessel, die der Autor, Diplomat, KZ-Überlebende und Mitverfasser der Menschenrechtscharta als Aufruf zum Ungehorsam, zum Aufstand gegen vorherrschende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände verfasste. In der Nacht auf heute ist Hessel im Alter von 95 Jahren verstorben.



Stéphane Hessel wurde 1917 als Sohn der Journalistin Helen Grund und des Schriftstellers Franz Hessel in Berlin geboren. Seine Jugend verbrachte er in Berlin und Frankreich, wo er sich 1941 der Französischen Résistance anschloss. 1944 Wurde er von der Gestapo verhaftet, gefoltert und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Der zum Tode veurteilte Hessel überlebte nur, weil er seine Identität mit jener eines an Typhus verstorbenen Mithäftlings tauschte. Als er ins Lager Bergen-Belsen überstellt werden sollte, gelang ihm die Flucht aus dem Häftlingstransport und damit aus dem Konzentrationslager. Nach Kriegsende wurde er in die UN-Menschenrechtskommission berufen und dort Mitverfasser der Menschenrechtscharta.

Demokratie, Menschenrechte und Entwicklungshilfe waren jene Themen, für die Hessel sein Leben lang kämpfte und die er auch in seinen Funktionen in der UNO und als "Ambassadeur de France"vertrat.

Die Streitschrift "Empört Euch!" entstand 2010 und diente zahlreichen Demokratisierungsbewegungen und politischen Gruppierungen (u.a. der spanischen Protestbewegung 2011) als Grundlage und Vorbild.

Die Audio-Version von "Empört euch" kann im folgenden Youtube-Clip kostenlos angehört werden. Die Druckversion des Pamphlets, für das Hessel auf sein Autorenhonorar verzichtete, ist für wenige Euro im Buchhandel erhältlich.
(Quelle: Wikipedia)



Montag, 25. Februar 2013

Die Salzburger ClownDoctors in Aktion


Im Rahmen des 12. wegmarken.salons am 8. März 2013 wird ClownDoctors Salzburg-Geschäftsführerin Claudia Pallasser von ihrem Engagement für die jüngsten Patientinnen und Patienten in Salzburgs Kliniken erzählen. Ebenfalls zu Gast sein wird Maria Haderer. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche in ihrem vertrauten Umfeld, also zuhause, im Familienkreis zu pflegen. Spannende, interessante und berührende Einblicke garantiert.

Für den 12. wegmarken.salon sind noch Plätze frei!
Wir freuen uns über Ihre Anmeldung - die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.

Wann? Freitag, 8. März 2013, 09.00 Uhr
Wo? arthotel blaue gans, Getreidegasse 41-43, 5020 Salzburg

Bei Kaffee und Croissants plaudern und diskutieren wir in kleiner Runde.Rechnen Sie mit etwa 1,5 Stunden inspirierender Gespräche.

Anmeldung per Email bei Carolina Hubelnig: hubelnig (a) hill-salzburg.at

Donnerstag, 21. Februar 2013

wegmarken.talk: Cyril Dworsky


Unterwasserarchäologe Kuratorium UNESCO Welterbe Pfahlbauten, Kinderbüro der Universität Wien

Das beste Gefühl dafür, wie viel Liebe Unterwasserarchäologen ihrem Beruf entgegenbringen, bekommt man, wenn man sie von winterlichen Tauchgängen in alpenländischen Seen erzählen hört. Archäologe Cyril Dworsky macht aber mehr als das: als Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten sorgt er dafür, dass dem verborgenen Welterbe unter Wasser Schutz und Aufmerksamkeit zu Teil wird. An der KinderuniWien kümmert er sich überdies darum, dass auch die Jüngsten von seiner Begeisterung für das Erbe der Menschheit und die Wissenschaft im Allgemeinen angesteckt werden. Wir haben Cyril Dworsky an einem kalten Wintertag in seinem „Revier“, nahe der Pfahlbau-Welterbestätten am Attersee, zum wegmarken.talk getroffen.

(c) Cyril Dworsky
„Von meiner Ausbildung her bin ich Archäologe und hab also immer versucht, spannende Dinge über unsere Vergangenheit herauszufinden. Ich bin irgendwann draufgekommen, dass ein besonders spannendes Kapitel unserer Vergangenheit, unserer Menschheitsgeschichte hier in Österreich, relativ unbemerkt vor sich hin schlummert. Das sind eben die prähistorischen Pfahlbauten, oder, ganz allgemein, unser Kulturerbe unter Wasser. Und es war für mich relativ unverständlich, warum die Fachwelt nicht besonders interessiert daran ist. Wir haben dann einfach begonnen, uns näher damit auseinander zu setzen und da Steine ins Rollen zu bringen. Das ist ein recht mühsamer Weg gewesen.  Ein Teil unserer Strategie war es dabei, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sagen, hallo, da sind spannende Dinge vor euren Haustüren und in euren Tauchrevieren, in eurer Heimat. Man denkt ja bei Archäologie in Österreich nie an Dinge unter Wasser. Alle, die von Unterwasserarchäologie hören, denken immer nur an Schiffsarchäologie, an Wracks und ähnliche Dinge, aber auch in einem Binnenland wie Österreich gibt es dieses Kulturerbe unter Wasser und das wollten wir den Leuten einfach mitteilen. Ein sehr spannender und befriedigender Weg dazu war von Anfang an die Arbeit mit Kindern, denen unsere Geschichten zu erzählen. Über diese Schiene bin ich dann auch zur Kinderuni gekommen.

Es geht mir nicht nur um die Archäologie, sondern prinzipiell um Wissenschaft. Darum, was Menschen machen, wenn sie neugierig sind.  Da ist dann auch wieder die Brücke gelegt zu den Kindern, weil Kinder einfach extrem neugierig sind und die Wissenschaft, jede Forschung, aus dieser Neugier generiert wird. Wenn man Kinderuni macht, kriegt man auch als Wissenschaftler ganz viel zurück. Man beginnt seine Projekte neu zu denken, weil man sie anders erklären muss, als man es gewohnt ist und das ist einfach eine faszinierende Sache.

(c) Cyril Dworsky
Ich mache damit sicher ganz andere Dinge, als ich es mir früher vorgestellt habe. Aus organisatorischen Gründen komme ich nicht mehr dazu, Archäologie im eigentlichen Sinne zu betreiben. Also, ich schlüpfe nicht mehr in den Taucheranzug  und mache meine Untersuchungen unter Wasser, sondern versuche einerseits dafür zu sorgen, dass die Fundstellen, die es gibt, gut betreut, erforscht und geschützt werden und, damit zusammenhängend, dass das Thema auch zukünftigen Generationen von Archäologen und Archäologinnen ein Anliegen ist. Und, dass diese auch eine Möglichkeit haben, in diesem Bereich zu arbeiten. Heutzutage gibt es das ja selten, dass Leute wirklich gut unterstützt werden an den Universitäten. Ich versuche dafür zu sorgen, dass die Beschäftigung mit dem Thema Pfahlbau eine Perspektive für junge WissenschaftlerInnen ist, die nicht ganz so absurd aussieht, wie für mich damals.

Natürlich tue ich diese Arbeit auch mit etwas Wehmut. Ich habe jetzt Zugang zu Quellen, die mir früher verschlossen waren. Wir sind im Naturhistorischen Museum in Wien angesiedelt, an der prähistorischen Abteilung. Im Tiefenspeicher des Naturhistorischen Museums gibt es eine unglaublich Fülle an Fundstücken aus der Pfahlbauzeit und wenn man sich das anschaut, dann reizt es einen schon sehr hier weiterzumachen. Es ist klar, dass ich im Moment einfach keine Chance habe, an einem Thema inhaltlich zu arbeiten und das tut mir natürlich leid. Und wenn ich, wie heute, am See bin, dann juckt es mich schon, wieder in die Fluten zu steigen. Auch, wenn es kalt draußen ist, aber das stört einen nur die ersten zwei Tage. Aber meine Arbeit macht in anderen Bereichen dafür sehr viel Spaß. Gerade im Kontakt mit Leuten, die mit Archäologie bisher wenig zu tun hatten. Wenn Leute, die nahe der Fundstellen wohnen, sagen, ok, das ist jetzt kein unnötiges Trara um ein paar Stempen im Wasser, sondern etwas Spannendes. Wenn die Leute verstehen, dass man das nicht nur für die reine Wissenschaft macht, sondern, dass das auch immer untrennbar verbunden ist mit dem eigenen Werdegang, dem Werdegang einer ganzen Region. Es ist natürlich ein riesen Glücksfall gewesen, dass wir dieses UNESCO Welterbe-Projekt machen konnten, wir bekommen auch eine ganz neue Aufmerksamkeit dadurch.

(c) Cyril Dworsky
Die Momente, wenn es einem am meisten Spaß macht und man weiß, warum man das tut, die erlebe ich schon in der Vermittlung. Ein konkretes Beispiel war für mich sehr beeindruckend: Ich habe eine Kinderuni-Vorlesung in einem Beserlpark in einem Wiener Außenbezirk gehalten. Gleich am Anfang ist ein Jugendlicher, etwa ein Zwölfjähriger, zu mir gekommen und hat gefragt, was man denn als Archäologe so verdient. Dann muss man halt sagen, dass man sicher nicht reich wird damit. Wenn für ihn die Verdienstmöglichkeiten das Kriterium dafür sind, welchen Berufsweg er später einschlagen wird, dann muss man ihm davon abraten, in die Archäologie zu gehen. Und für ihn war das dann auch so. Nach dieser Vorlesung ist er dann aber noch einmal zu mir gekommen und hat gesagt, das was ich ihm da erzählt hab, was wir da gemeinsam gemacht haben, das sei schon sehr spannend. Er würde sich überlegen, ob das nicht doch auch ein Weg wäre. Auch, wenn es jetzt nicht so viel einbringt und er sich damit auch nicht den Sportwagen finanzieren kann. Das sind Momente, die einen froh machen.  

Irgendwann würd schon gern im wirklich Warmen tauchen, meinetwegen auch erst, wenn ich 75 bin. Man weiß ja ohnehin nicht, wie lange man in Zukunft arbeiten werden muss und, ja, ich kann mir gut vorstellen meine Arbeit auch noch mit 75 zu machen. Momentan habe ich das Glück, in beiden meinen Jobs ein wahnsinnig angenehmes Arbeitsumfeld zu haben mit Leuten, denen ich vertraue, wo ich das Gefühl hab, dass wir uns gegenseitige Achtung entgegenbringen. Es sind zwei ganz unterschiedliche Jobs und dadurch ist es auch extrem vielfältig. Fad wird mir nie.“

Mittwoch, 13. Februar 2013

Einladung zum 12. wegmarken.salon mit Maria Haderer und Claudia Pallasser

 

Humor und ganzheitliche Betreuung sind die beste Therapie.

 

(c) ClownDoctors Salzburg
Maria Haderer und Claudia Pallasser engagieren sich mit leidenschaftlichem Einsatz und viel Einfühlungsvermögen für die Kleinsten in unserer Gesellschaft und begleiten sie durch schwierige Lebensphasen. Während Maria Haderer, als Betreiberin des mobilen Kinder- und Jugendpflegedienstes kiju, pflegebedürftige Kinder und Jugendliche in den eigenen vier Wänden und damit im familiären Umfeld versorgt, kümmert sich Claudia Palasser als Geschäftsführerin der Salzburger ClownDoctors um eine gehörige Portion Humor im Krankenhauszimmer.
Maria Haderer (c) kiju-pflege.at


Im Rahmen des 12. wegmarken.salons erlauben uns Frau Haderer und Frau Pallasser einen Blick hinter die Kulissen ihres Arbeitsalltags und damit in ein Randthema unserer Gesellschaft zu werfen. Sie erzählen von berührenden, motivierenden, ergreifenden und erheiternden Erlebnissen mit den kleinen PatientInnen, dem Umgang mit den oft schwierigen Themen ihres Berufsalltags und berichten von persönlichen wegmarken.

 

Wir freuen uns, Maria Haderer und Claudia Pallasser als unsere 12. wegmarken.speakerinnen begrüßen zu dürfen!

 

 

Wann: Freitag, 8. März 2013, 9.00 Uhr
Wo: Wird in Kürze bekannt gegeben

Der Eintritt ist frei, wir bitten aber um Anmeldung!


Ausgerüstet mit Kaffee und Gebäck plaudern und diskutieren wir in kleiner, informeller Runde.
Rechnen Sie mit ca. 1,5 Stunden inspirierender Gespräche.


Für Ihre Anmeldung schicken Sie einfach eine E-Mail
an Carolina Hubelnig: hubelnig (a) hill-salzburg.at

Dienstag, 5. Februar 2013

"Ich habe diesen Weg eingeschlagen und nie bereut."


Das war der 11. wegmarken.salon mit Wolfgang Bergmann.


Theologiestudium, Pressereferent der Hochschülerschaft, Öffentlichkeitsarbeit bei Caritas und Erzdiözese Wien und schließlich Geschäftsführer des "Standard". Im feierlichen Rahmen des bis zum letzten Platz besetzten Venezianischen Zimmers im Schloss Leopoldskron, berichtete Wolfgang Bergmann von seinen Wegmarken.

"Ich habe diesen eigenartigen Karrierepfad genommen, dass ich aus einer unerwarteten Richtung, nämlich aus dem Theologiestudium, im wirtschaftlichen Bereich gelandet bin. Etwas, das mir passiert ist, da wollte ich nie bewusst hin. 

Schloss Leopoldskron
Eine meiner Wegmarken ist die starke Prägung durch das Elternhaus. Ich komme aus einer sehr politischen Familie. Mein Vater war ÖVP-Politiker, Nationalratsabgeordneter, Bundesgeschäftsführer der ÖVP und immer in so einem Ping-Pong-Spiel zwischen ORF und ÖVP. Beim ORF war er auch Gründer von Licht ins Dunkel und Nachbar in Not. Und wie es halt so ist bei elterlicher Prägung, entweder man kriegt etwas mit im positiven Sinne - oder auch nicht. Zum Beispiel wird der Sohn eines Fleischhauers dann auch Fleischhauer, oder er rebelliert dagegen, also wird Vegetarier.  In meinem Fall hat mich die Arbeit meines Vaters interessiert, ich bin immer mit großen Lauscheohren an den Tischen gesessen, weil im Freundes- und Familienkreis der Eltern auch am Wochenende viel politisiert wurde, möglicherweise mehr, als gesund war.

Nach der Matura hab ich dann sogar ein bisschen spekuliert in Richtung Politik, anders als meine Freunde, die alle in Jus und Wirtschaft gegangen sind. Aber die Politik ist mir dann, Gott sei Dank, erspart geblieben. Ich hab mir damals gedacht, wenn es dich interessiert, dann mach etwas, das dich menschlich weiterbringt. Ich habe dann, eigentlich aus reinem Jux und Tollerei, begonnen Theologie zu studieren. Aus Interesse, ohne damit ein berufliches Ziel zu verbinden. Heute würd ich das als waghalsig bis verantwortungslos einstufen. Ich hab jetzt ein Problem damit, meinen Kindern zu sagen, sie sollen etwas „Vernünftiges“ studieren. Der Älteste macht eben Politikwissenschaft. 

Wolfgang Bergmann
Ich habe daher den Leitsatz: studiere das, was dich interessiert, denn das bringt dich weiter.  Und letztlich – ein Studium abgeschlossen zu haben, bedeutet ein Thema durchgearbeitet und verstanden zu haben.

Wenn man es in einem Fach zur Meisterschaft gebracht hat, kann man auch leicht in einem zweiten Fach Meister werden. Und das sehe ich beim Studium auch so. 

Dieser Gedanke ist auch im Zen-Buddhismus vorhanden.Wenn ich neue Mitarbeiter rekrutiere, ist für mich weniger wichtig, ob man im Bereich des Jobs ausgebildet ist, sondern eher, ob man generell ausgebildet ist. Ob man einmal etwas „in die Hand genommen“ hat, das scheint mir wesentlich zu sein.
 
Ich habe damals, während des Studiums, den Helmut Schüller kennengelernt, der Diözesan-Jugendseelsorger war. Und er war auf einer meiner Listen, als ich meine Sponsionsanzeigen ausgeschickt habe. Er hat mich dann angerufen und gesagt, „du, ich bin gerade in die Caritas gewechselt und wir suchen einen Pressereferenten. Und du hast das doch in der Hochschülerschaft gemacht. Theologie studiert hast du auch, das würde doch passen!“ Und es hat gepasst. 

Venezianisches Zimmer im Schloss Leopoldskron
Also bin ich in die Caritas gewechselt und hab dort den ganzen Bereich Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Dort bin ich autodidaktisch hineingewachsen in das Thema Fundraising. Außerdem war ich neben der inhaltlichen Arbeit auch dafür zuständig, Dinge zu organisieren, Mailings zu machen, Preise zu verhandeln und zu überprüfen, ob Mittel richtig eingesetzt sind. So ist neben der inhaltlichen Arbeit von der Pike auf auch eine kaufmännische dazugekommen.

Es folgte der Wechsel von Helmut Schüller in die Erzdiözese Wien, Kardinal Schönborn hat ihn als Generalvikar geholt und ich bin halt damals mit ihm mitgekommen. So bin ich von der Öffentlichkeitsarbeit der Caritas in die Öffentlichkeitarbeit der Erzdiözese Wien gewechselt. Das war für mich der Job, in dem ich mich in der Anfangsphase am wohlsten gefühlt habe, weil er alles, was ich gelernt habe, in sich vereint hat. 

Wir haben ein Magazin gegründet, das monatlich an alle katholischen Haushalte gegangen ist und, außerdem, ein kleines, feines Projekt ins Leben gerufen, das es immer noch gibt, nämlich Radio Stephansdom. Ich war damals Gründungsgeschäftsführer.

Und da ging die Spur endgültig auseinander. Bei Radio Stephansdom habe ich mich praktisch nur mehr um den organisatorischen Bereich gekümmert und mich nicht mehr journalistisch und am Mikrophon eingebracht.  

Wolfgang Bergmann und Franz Wührer
Und als dann der Kardinal den Schüller sozusagen über Nacht als Generalvikar abgemurkst hat, war für mich klar, dass ich da nicht werde bleiben wollen und hab meine Fühler ins weltliche Geschäft ausgestreckt. Zu meiner Überraschung habe ich dann sehr bald ein Angebot vom Standard bekommen, zunächst Marketing und Vertrieb zu übernehmen. Und da hab ich dann gerne zugesagt. Der Standard war immer die Zeitung, die den Menschenrechten am nächsten war. Für mich selber hab ich die Formel gefunden: das, was mir der Standard ab und zu zu links ist, ist mir immer noch lieber als das, was mir die Presse ab und zu zu rechts ist. 

Ich hab dann diesen Weg eingeschlagen und nie bereut. 

Spannend war dabei auch zu sehen, wie die Dinge manchmal ineinandergreifen. Die Aufgabenstellung, für den Standard Abonnenten zu gewinnen, ist marketingtechnisch völlig ident mit der Aufgabe, aus einem Spender einen Dauerauftragsspender zu machen. Ich konnte da sehr viel Caritas-Know-How in den Standard einbringen, abgesehen davon, dass Medien eh manchmal eine Non-Profit-Organisation sind.

In dieser Phase ging dann plötzlich der damalige Geschäftsführer vom Standard weg und der Oscar Bronner sagte. „Wenn Sie jetzt springen möchten, dann springen Sie!“. Und ich sprang. 

Venezianisches Zimmer Schloss Leopoldskron
Das war immerhin im Jahr 2000, ich bin damit ein Methusalem  in der Tageszeitungsbranche.

Beim Standard habe ich viel mit Organisation und Zahlen zu tun, in einem Ausmaß, wie ich es nie angestrebt hätte. Es ist ganz spannend, das Rückgrat einer Organisation zu bilden, in der man mit dem Tagesgeschäft, mit der täglichen Schlagzeile, nichts zu tun hat, aber es andersherum ermöglicht und durch dieses Rahmengeben und Rückhaltgeben für eine Sache steht, die man im Einzelnen so gar nicht beeinflusst.
Man kann dasselbe für jedes Unternehmen tun. Wenn das Unternehmen dann aber auch noch eine gesellschaftliche Relevanz hat, tut man es umso lieber. Und das ist sozusagen ein kleines Stück Glück oder Privileg, in eine solche Situation zu geraten. 

Das primäre Ziel Oscar Bronners ist es, eine gute Zeitung zu machen, die lebensfähig ist und nicht ausschließlich gute Zahlen liefert. Das ist ein wesentlicher Unterschied in der kaufmännischen Betrachtungsweise, weil, gute Zahlen zu liefern, das kann auch heißen, immer noch mehr rauszuquetschen. Das „Werkl“ soll gut funktionieren, effizient sein, aber wir messen den Erfolg nicht daran, ob es im letzten Jahr ein Euro mehr war. 

Eine Frage, die einen als Theologe im Management durchaus quälen kann: man kommt nicht umhin, mitunter auch harte Entscheidungen zu treffen. So nach der Devise – kann das sein? Der ist ein Christ und kündigt mich jetzt? 

Arbeit, auch wenn sie zunächst einmal das Überleben sichert, ist etwas ganz Konstitutives des Menschseins und gehört zur Erfüllung und zum Ganz-Werden einer Persönlichkeit dazu.  Wann immer man Arbeitsplätze schaffen kann,  wo sich Menschen in dieser Form einbringen können, trägt man auch ein stückweit zu dieser Verwirklichung des Einzelnen bei. Das alles kollidiert dann halt immer mit den Interessen des Unternehmens, die ja andere sein können, als jene des Arbeitnehmers. Aber irgendwas zum „kiefeln“ muss einem ja bleiben."


Wir bedanken uns sehr herzlich bei Wolfgang Bergmann für die spannenden Einblicke in seine beruflichen Wegmarken und beim Salzburg Global Seminar für die Gastfreundschaft beim Frühstück im Schloss Leopoldskron. 

Montag, 4. Februar 2013

5 Regeln für eine gelungene Firma - von einem neunjährigen Unternehmer

Caine Monroy aus Los Angeles hatte schon vieles versucht: im Auto-Gebrauchtteilehandel seines Vaters bot er Getränke und Snacks an oder versuchte selbstgestaltete Schilder zu verkaufen. Mit all seinen kleinen Ausflügen ins Unternehmertum hatte er insgesamt aber wenig Erfolg. Während eines besonders langweiligen Sommers kam ihm dann die zündende Idee, die ihm erlaubte, seine Spiele-Leidenschaft mit seinem ausgeprägten Unternehmergeist zu kombinieren:

In der Werkstatt seines Vaters baute er seine eigene, kleine Spielhalle. Mit Mini-Basketball, Hau-den-Lukas, Flipper und allem, was eine ordentliche "Spielhölle" ausmacht. Der einzige Unterschied zu anderen Spielautomaten? Jene in Caine's Arcade sind aus Pappkarton und ihr Erzeuger ist erst neun Jahre alt.

Leider wurde die Lage seines kleinen Unternehmens Caine vorerst zum Verhängnis - im Industriegebiet im Osten von Los Angeles gab es auch für den väterlichen Autoteilhandel kaum Laufkundschaft. Als nach Tagen dann endlich der erste Spieler in Caines Spielhalle stolperte, konnte der Jungunternehmer sein Glück kaum fassen. Was er jedoch nicht wusste: sein Kunde, Filmemacher Nirvan Mullick, war vom Erfindergeist des Neunjährigen so begeistert, dass er per Social Media einen Flashmob für Caine organisierte und diesen filmisch dokumentierte.

Kaum auf Vimeo und Youtube gelandet, wurde die Kurzdoku zur Internetsensation. Ziel dessen war es, Caine durch Spenden ein Collegestudium zu finanzieren. Der Nebeneffekt? Caines Spielhalle aus Pappkarton fand Nachahmer. Caine und Nirvan Mullick erreichten Videoclips aus aller Welt, von Australien bis Sri Lanka, von Kindern, Schulen, Familien, die Caines Papp-Automaten nachgebaut und weiterentwickelt hatten.



Die 25 000 Dollar, die Caine sein zukünftiges Studium ermöglichen sollten, waren bereits nach 24 Stunden auf dem Spendenkonto gelandet, ein paar Tage später war die Spendensumme schon auf über 100 000 Dollar angewachsen, heute sind es über 280 000 Dollar. Mit diesem Geld und anderen Fördermitteln gründete Filmemacher Mallick mit Gleichgesinnten die Imagination Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die, nach Caines Vorbild, Kreativität und Unternehmergeist bei Kindern fördern soll.

Nach seinen Tipps zur erfolgreichen Unternehmensgründung gefragt, gab Caine, im Rahmen seines TEDx-Talks, Folgendes zu Protokoll:

1.) Sei nett zu deinen Kunden.
2.) Betreibe ein Geschäft, das Spaß macht.
3.) Gib nicht auf!
4.) Fang mit dem an, was du hast.
5.) Verwende recycelte Dinge.