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Montag, 3. August 2015

wegmarken.talk mit Werner Walisch

Interview, Text und Fotos: Raphaela Oßberger Julia Hosch, FH Joanneum, Studiengang Journalismus und PR.


Werner Walisch ist Psychotherapeut, Paartherapeut und Coach in freier Praxis in Graz – nach fast drei Jahrzehnten beruflicher Sinnsuche, sieht er sich endlich im Ziel angekommen. Vorerst.

Gleich nachdem uns ein gut gelaunter Werner Walisch die Tür geöffnet hat, beginnt es auch schon aus ihm herauszusprudeln: “Stellt euch vor, ich habe soeben die ganz überraschende und sehr erfreuliche Nachricht erhalten, dass mein Vater die goldene Ehrenmedaille der Republik erhalten hat. Unglaublich, oder?” Unglaublich ist auch der Karriereweg von Werner Walisch selbst, denn er zeigt: Es braucht keinen perfekten, geradlinigen Lebenslauf, um Erfolg zu definieren. „Der Verstand hat bei meinen Berufsentscheidungen meist den Kürzeren gezogen“, sagt Walisch rückblickend.

Nach einem abgebrochenen Jus-Studium („Ich wollte zu Beginn den sicheren Weg gehen“), einer kurzen Karriere im Rampenlicht als Gitarrist einer Rock-Band („Als Gitarrist stehst du dann doch immer in der zweiten Reihe und das wollte ich für mich in der Zukunft einfach nicht“), sechs Jahren als Leiter eines Heimes für Menschen mit Behinderung, 16 Jahren im Personalmanagement im Gesundheitsbereich und etlichen nicht geplanten Karriereschritten, ist Werner Walisch mit 51 Jahren nun dort angekommen, wo ein „innerer Ruf“ ihn stets versuchte hinzuführen.
„Normalerweise ist man ja zuerst Fachexperte und wird dann Führungskraft, bei mir war es aus freien Stücken genau umgekehrt", meint der studierte Pädagoge. „Als Gesichtsverlust habe ich das jedoch nie empfunden“, erzählt Walisch. 2009 machte er sich schließlich mit seiner psychotherapeutischen Praxis in Graz selbstständig. Bis zu diesem Zeitpunkt war er bereits viele Jahre in der Personalentwicklung der KAGes tätig, etablierte dort in den letzten Jahren seiner Tätigkeit eine psychosoziale Beratungsstelle.

„Ich habe mich schon immer für die Geschichten von Menschen interessiert“, erklärt Walisch. Jedoch war eine stetige Unruhe, in den vergangenen Jahrzehnten, sein ständiger Begleiter: „Ich habe immer das jeweilige Ziel vor Augen gehabt, es erreicht und dann gemerkt, dass es das noch nicht ganz gewesen sein kann. Die Sehnsucht nach ‚Mehr’ war immer da. Ich stellte mir also die Frage, wie es mir gehen würde, mit 70 zurückzublicken und zu erkennen: ‚Das wäre mein beruflicher Wunschtraum gewesen, aber ich habe es nie gemacht.‘ So kann ich mir selbst sagen, dass ich es wenigstens versucht habe.”

Auf der Suche nach beruflicher Erfüllung ist Walisch den ein oder anderen Umweg gegangen. Doch auch skurril wirkende Abstecher wie der Job als Hilfsarbeiter in einer Fensterfabrik, um sich das Musikerleben zu finanzieren, oder die Kandidatur als Nationalratsabgeordneter für den Bezirk Radkersburg bei der Nationalratswahl 1990, hätten im Nachhinein ihr Gutes: „Jede berufliche Erfahrung aus der Vergangenheit hilft mir jetzt, meinen Job gut zu machen. Im Nachhinein machen Dinge oft Sinn, auch wenn man es im Moment noch nicht erkennen kann. Und so gibt es sogar heute noch immer wieder Momente, wo es für mich von Vorteil ist, bei einer Band gewesen zu sein“, sagt Walisch schmunzelnd.
Den „inneren Ruf“, wie er es so schön nennt, kann er momentan nicht mehr hören, weil er angekommen sei. „Ich wollte immer nur etwas Sinnvolles machen, einen positiven Unterschied für Menschen, mit denen ich arbeite, bewirken – und das kann ich mit dem, was ich jetzt tue."


Die Autorinnen über ihre persönlichen Schlüsselmomente im Leben: 

Julia Hosch:
Vor meinem jetzigen Studium habe ich Pharmazie studiert, da ich den „sicheren Weg“ gehen wollte, und quälte mich fünf Semester lang durch ein zwar interessantes, aber für mich nicht passendes Studium. Nach einem erneuten „Fleck“ auf eine Prüfung, auf die ich mich wochenlang vorbereitet hatte, beschloss ich über Nacht mein Studium an den Nagel zu hängen und ein Praktikum bei einer Zeitung zu beginnen. Die beste Entscheidung meines Lebens.

Raphaela Oßberger: Ein Schlüsselmoment in meinem Leben war bestimmt die Entscheidung, für ein Semester in Norwegen zu studieren. Dadurch erweiterte sich mein Horizont in vielerlei Hinsicht enorm und es zeigte mir, wohin ich nach dem Studium an der FH JOANNEUM einmal gehen möchte. Hätte ich dieses Abenteuer nicht gewagt, wäre ich heute wohl ein ganz anderer Mensch. Und weil es mir dort so sehr gefallen hat, sehe ich mich in einem Jahr in einem Hörsaal einer norwegischen Universität.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

wegmarken.talk Roland Hitsch



 
Von unten sieht sie ganz klein aus, aber wenn man erst einmal direkt vor ihr steht, merkt der Laie erst, wie groß sie eigentlich ist: die Marienorgel in der Salzburger Franziskanerkirche. Schwindelfrei sollte man beim Aufstieg schon sein, denn zwischen Orgelempore und Kirchenfußboden liegen 10 Meter. Leitern führen im Orgelinneren in einen Wald von mehr ca. 2500 Pfeifen hinauf und der Spieltisch, an dem der Organist seiner Kunst nachgeht, ist sprichwörtlich ein Platz am Abgrund. Während es im Kirchenschiff andächtig zugeht, wird auf der Orgelempore zerlegt, geschraubt, gehämmert, montiert, probiert und gestimmt, denn etwa alle 20 Jahre muss jede Orgel zum „Service“. An diesem, doch recht ungewöhnlichen Arbeitsplatz, treffen wir unseren Gesprächspartner für den 4. wegmarken.talk: Orgelbaumeister Roland Hitsch. Er erzählt von einem manchmal skurrilen Beruf, von wackelnden Kirchenwänden und von Handwerk, das die Jahrhunderte überdauert.





Durch die Musik zum Orgelbau
Als Kind hab ich die üblichen Traumberufe  gehabt, von Feuerwehrmann bis König war alles dabei. Zum Orgelbau gekommen bin ich dann über die Musik. Der erste Gedanke daran ist im Musikunterricht entstanden, als wir im musischen Gymnasium, in Instrumentenkunde, die Orgel durchgenommen haben. Bei den Klangbeispielen hab ich mir gedacht: das ist faszinierend! Also, diese eine Musikstunde war rückblickend wohl eine meiner Wegmarken, auch wenn ich es damals nicht gleich gemerkt habe.
Ich lernte damals Klavierspielen und bin dann aber auf die Orgel umgestiegen. Allerdings wurde relativ schnell klar, dass aus mir kein großer Organist wird. Die Faszination für das Instrument mit seiner Klangvielfalt und Klangfülle ist jedoch geblieben.
Der Grund, warum ich nach der Matura nicht sofort mit dem Orgelbau angefangen habe, war einfach der, dass mir mein damaliger Orgellehrer davon abgeraten hatte, diesen Beruf zu erlernen. Deshalb habe ich gleich nach der Schule den Präsenzdienst abgeleistet und bin anschließend nach Wien gegangen um an der TU Tontechnik zu studieren. Dort merkte ich allerdings sehr schnell, dass das nicht meinen Erwartungen entsprach. Mangels anderer, ernsthafter Berufsideen wollte ich es nun doch mit dem Orgelbauen versuchen. Zufällig bekam ich auch sofort einen Ausbildungsplatz. Seitdem bin ich Orgelbauer, weil mir damals „nichts besseres eingefallen ist“. Allerdings bin ich mir heute, nach bald 23 Jahren im Beruf, sicher, am richtigen Platz zu sein.

Erfüllung ist auch, wenn die Wände wackeln
Jedes Instrument ist eine individuelle Einzelanfertigung, ein Prototyp, speziell auf den jeweiligen Raum angefertigt. Bei größeren, neuen Orgeln kann es auch vorkommen, daß ich mit meinem Mitarbeiter zweieinhalb Jahre bis zur Fertigstellung benötige. Doch erst ganz am Schluss, am letzten Tag der Montage, gibt es Gewißheit, daß all die eigenen technischen und klanglichen Vorstellungen sich auch tatsächlich realisieren ließen. Wenn dem dann so ist, alles wunschgemäß  funktioniert und klingt, oder manches sogar noch besser ist als erhofft, das ist dann durchaus Erfüllung.
Wenn man eine Orgel neu baut, fängt man ja im Prinzip in einer leeren Kirche an und am Schluss, wenn man seine Arbeit abgeschlossen hat, ist der Raum mit Wohlklang gefüllt, wackeln sinngemäß die Wände. Vom optischen Entwurf des Gehäuses, über die zahllosen  Statik-, Mechanik- und Windberechnungen, das theoretische Festlegen der Klanggestalt, sowie der handwerklichen Umsetzung all dessen, hat man alles selbst gemacht.  Das ist schon etwas Erfüllendes.
Doch auch bei alten Instrumenten, wo man sieht daß sich andere vor 100 oder 200 Jahren handwerklich, klanglich, künstlerisch wirklich ins Zeug gelegt haben, gibt es diese Erfüllung, wenn man an solchen Instrumenten arbeiten darf, sie originalgetreu restaurieren und so diese Qualitäten für die Nachwelt erhalten kann.

Kirche als Arbeitsplatz
Mit den Räumen, in denen wir als Orgelbauer arbeiten dürfen, sind wir eigentlich privilegiert. Das ist natürlich ein Umfeld, wie es sonst beim Arbeiten wohl kaum jemand hat, vor allem nicht über so lange Zeiträume. Man kriegt in dieser Zeit viel von der Ausstrahlung der unterschiedlichen Räume mit.   Es ist jedenfalls schön, in so einem Umfeld zu arbeiten und auch einen Teil zu dieser Wirkung beitragen zu dürfen. 

 

Das ist manchmal schon etwas lustig, wenn man erzählt, in welchen zeitlichen Dimensionen man als Orgelbauer plant und handelt– in unserer schnelllebigen Zeit sicher eine Skurrilität. - Roland Hitsch



Arbeit für die Ewigkeit
Es ist schon ein skurriles Charakteristikum unseres Berufes, dass es ganz wenige Berufe oder Arbeiten gibt, die wirklich so langfristig angelegt sind, wie bei Orgeln.  Es sind in Orgeln Verschleißteile eingebaut, die ca. alle 100 Jahre getauscht werden müssen, aber es bleiben Verschleißteile. Das eigentliche Instrument kann ein Vielfaches davon halten. Das ist manchmal schon etwas lustig, wenn man erzählt, in welchen zeitlichen Dimensionen man da plan und handelt – in unserer schnelllebigen Zeit sicher eine Skurrilität. Doch es ist durchaus etwas Schönes, so langfristig zu denken. Nicht um sich ein Denkmal zu schaffen. Trotzdem wäre es schön, wenn in 100, 200 Jahren jemand meine Orgeln anschaut und feststellt, daß sich da  jemand etwas überlegt hat, und das auch mit Hirn und Herz umgesetzt hat.



Über den Orgelbauberuf
Orgelbauer entwerfen, bauen, restaurieren, reinigen, stimmen, warten und intonieren Orgeln. Der Orgel- und Harmoniumbau ist ein handwerklicher Lehrberuf mit einer künstlerischen Komponente. Er kombiniert Handwerkstechniken der Holz- und Metallbearbeitung  mit den technischen Komponenten von  Mechanik, Pneumatik und Elektrik und vielseitigem Hintergrundwissen über Akustik, Restaurationstechniken u.a., erfordert gutes Gehör und viel Geduld. 

http://www.orgelbau-hitsch.com/ 

Donnerstag, 20. September 2012

Warum es wichtig ist, an andere zu glauben



 via ted.com

Viktor Frankl war Psychiater und also solcher der Begründer der 3. Wiener Schule der Psychotherapie und Vater der Logotherapie. Der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins widmete er sein Leben und seine Forschung. Sein Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“, das er nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Dachau-Türkheim verfasste, wurde von der Library of Congress zu einem der zehn einflussreichsten Bücher für die Vereinigten Staaten ernannt. Als fünffacher Professor und 29facher Ehrendoktor stand Viktor Frankl bis ins hohe Alter von 85 Jahren im Hörsaal. Am 2. September jährte sich sein Todestag zum 15. Mal.

Mittwoch, 1. August 2012

20 Wege die eigene Berufung zu finden...

Jessica Hagy, Quelle

... hat Künstlerin Jessica Hagy für Forbes wunderbar anschaulich zusammengestellt und illustriert. Die vollständige Liste heißt "20 ways to find your calling", ist hier nachzulesen und lädt zum Mitmachen ein.