Dienstag, 22. September 2015

wegmarken.talk mit Dietmar Zach

Interview, Text und Fotos: Lucas Kundigraber & Maximilian Sommer, FH Joanneum, Studiengang Journalismus und PR.

Es gibt Menschen, die genau wissen was sie wollen. Die ihre Karriere bis ins kleinste Detail planen und verfolgen. Und dann gibt es jene wie Dietmar Zach, die den Weg als Ziel sehen und keine Scheu vor Veränderungen haben. Ganz im Gegenteil: Er steht für eine Generation die lange gesucht hat und fündig wurde.



Seinen ersten großen Traum erfüllte sich der junge Dietmar mit seinen beiden Freunden auf dem Dachboden eines großen Wirtschaftsgebäudes. Monate lang bastelten sie an ihrem eigenen Spiegelteleskop. Die Teile aus Amerika. Das Wissen aus der Schulbibliothek. Nach dem Blick in die sternenklare, ländliche Nacht, war eines klar: Dietmar wollte Astrophysiker werden.
Dann kam die Pubertät, und mit ihr die Kreativität. Als Videofilmer wollte er sich verwirklichen. Doch schon die ersten Ambitionen, ein Drehbuch an den ORF zu verkaufen, scheiterten. Ein Dämpfer. Das erste Mal in seinem Leben stimmten Wille und Erfolg nicht überein.

„Nach der Schule war ich völlig orientierungslos.“

Auf der Suche nach der passenden Ausbildung entschied er sich für ein Kolleg an der HTL. Eine Notlösung, denn das Studium wirkte zu langwierig. Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit war größer. Doch bald stellte sich heraus, dass Nachrichtentechnik, das Fachgebiet wofür er sich entschieden hatte, nicht das richtige für ihn war. Die Suche ging weiter und führte ihn zur EU-kaufmännischen Ausbildung. Und das zu einer Zeit, als Österreich noch nicht der Europäischen Union angehörte. Das klang verlockend, denn eine Position im mittleren Management wurde ihm in Aussicht gestellt. 

„Nach sechs Monaten Ausbildung ins mittlere Management. Was will man mehr?“

Tatsächlich schaffte er es in ein international tätiges Unternehmen aus dem Bereich der Energie- und Umwelttechnik. Doch von mittlerem Management keine Spur. Umgerechnet 900 Euro für eine Vollzeit-Stelle. Nicht genug, um eine Existenz aufbauen zu können, meinte er. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Der erste Kontakt mit einem Computer sollte seine Zukunft gravierend verändern.
Wer jung war und einen Computer einschalten könnte, müsste doch auch in der Lage sein, programmieren zu können, meinte sein damaliger Chef. So wurde er ohne jegliche Vorkenntnis damit beauftragt, eine Lagerverwaltungs-Software zu entwickeln. Ohne Vorkenntnis oder technischer Begleitung nahm er die Herausforderung an und eignete sich das dafür notwendige Wissen Schritt für Schritt selbstständig an. Mit einer klaren Erkenntnis:

“Das machte mir Spaß, da wollte ich mehr machen.”

Die Suche nach einer passenden Weiterbildung führte ihn zum BFI Schulungszentrum, wo er einen Kurs zum Systembetreuer absolvierte. Nach seinem Abschluss bekam er von seinem Ausbildner das Angebot, als Trainer tätig zu werden. Dietmar zögerte nicht und kündigte bei seiner alten Firma. Im neuen Job wurde bald klar, dass die Kleinunternehmer, die gekommen waren, um von ihm zu lernen, maßlos überfordert waren. Es häuften sich die Anfragen, ob er nicht selbst die Lösung für ihre Probleme entwickeln könnte. Das bewegte ihn dazu, gemeinsam mit seinen Kollegen die erste eigene Firma zu gründen. 

Denn was bräuchte man mehr als Kunden? 

Bald wurde ihnen jedoch klar, dass Kunden alleine noch keine erfolgreiche Firma ausmachten. Das geschäftsmännische Wissen rund um Projektleitung, Firmenführung und Finanzierung fehlte. Die Fixkosten waren zu hoch und der Kundenstamm zu klein. 10 Jahre später stellte sich das Unternehmen als Verlustgeschäft dar. Parallel wurde trotzdem eine zweite Firma gegründet. Der Fokus: Die Entwicklung einer Immobiliensoftware. Im jugendlichen Eifer akzeptierten sie ein Riesenprojekt, dass mit 1,8 Millionen Schilling dotiert war. Die Projektgröße wurde unterschätzt, das fertige Programm zwei Jahre zu spät abgegeben und als ob das noch nicht genug wäre, fanden sie heraus, dass die Konkurrenz für den selben Auftrag das zehnfache in Rechnung gestellt hätte. Für Dietmar ist heute klar:

„Im Nachhinein betrachtet war das der völlige Wahnsinn.“

Dietmar wollte sich weiter spezialisieren. Doch neben Familie und Selbstständigkeit kam ein Studium nicht in Frage. Bis er 2003 das berufsbegleitende Studium “IT und Marketing” an der FH Campus 02 in Graz entdeckte und 2004 inskribierte.
Diese Mehrbelastung führte bei einigen seiner Kollegen zu Beziehungskrisen. Dietmar konnte immer auf einen verständnisvollen und unterstützenden familiären Hintergrund zählen. Für ihn eine wichtige Konstante auf seinem Weg. 

In seinem letzten Studienjahr auf der Fachhochschule nahm er eine Stelle bei einem großen Telekommunikations-Consulting-Unternehmen als Projektleiter an. Auf einer langen Dienstreisen entstand im Gespräch mit seinem Kollegen erneut eine wegweisende Idee.
Diesmal stand die Datenerfassung in der mobilen Hauskrankenpflege im Fokus. Sein Kollege und er waren sich einig, eine bessere als die bestehende Lösung programmieren zu können. Nun war es so weit: Seine erste Firma war Geschichte. Seine dritte geboren.
Als ersten Kunden konnten sie 2008 das Hilfswerk Steiermark mit der neu entwickelten Applikation für Mobiltelefone für sich gewinnen. Sehr bald wurde der Kundenstamm groß genug, um seinen alten Job mit seinem Kollegen und neuem Partner zu verlassen. Die Dreijahresverträge mit ihren Kunden ermöglichten zum ersten Mal eine solide Planung. Eine Neuheit in Dietmars Unternehmungen. Heute nutzen über 2.500 Mitarbeiter aus verschiedensten Firmen im sozialen Bereich die von ihm entwickelte Software.

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